In den vergangenen Tagen hat einer unserer Aktivist*innen in einer Instagram-Story geäußert, dass er sich in unserer Gruppe rassistisch behandelt gefühlt hat. Wir nehmen solche Äußerungen ernst und arbeiten stetig an unseren Strukturen, um solche Vorkommnisse innerhalb unserer Gruppe bestmöglich zu vermeiden.

Wir sind traurig darüber, dass es zu den Vorwürfen gekommen ist und dass wir es nicht bei einer internen Aufarbeitung belassen können. Wir fühlen uns gezwungen öffentlich Stellung zu den Äußerungen zu beziehen, da AgeSpe durch seine Darstellungen in der Öffentlichkeit in ein falsches Licht gerückt wurde. Wir erwähnen ihn nicht namentlich und schildern keine privaten Vorkommnisse, um seine Persönlichkeitsrechte nicht zu gefährden. Das Statement ist an die Menschen gerichtet, die seine Story gesehen haben und an alle, die sich in der Vergangenheit von uns ausgegrenzt oder diskriminiert gefühlt haben.

 

Die Kritik des Aktivisten

Das erste Mal hat sich der Aktivist an eine unserer Vertrauenspersonen bei einer Mahnwache im November gewandt und geäußert, dass er sich bei AgeSpe nicht gleichwertig behandelt fühle. Seine Stimme werde nicht gleichermaßen berücksichtigt und er würde aufgrund seiner Sprache und Erscheinungsbildes abwertend angeschaut werden. Exemplarische Situationen konnte er zwar nicht benennen, allerdings ist dies auch nicht notwendig, da sich diskriminierende Verhaltensweisen oft auf unterschwelliger Ebene zeigen und schwer zu beschreiben sein können.

Im darauffolgenden Zeitraum gab es hierzu immer wieder Austausch zwischen ihm und einer unserer Aktivist*innen, mit der er eng befreundet war. Die Maßnahmen, die AgeSpe in Folge dessen ergriffen hat, werden weiter unten beschrieben.

Vor wenigen Tagen hat sich der Aktivist per Instagram-Story zu Wort gemeldet und gesagt, dass er bei AgeSpe über einen langen Zeitraum von mehreren Personen rassistisch behandelt wurde. Anschließend hat er Nachrichten von Personen gepostet, die seine Story kommentiert haben. Hier war u.a. zu lesen, dass sich zwei weitere Personen, welche uns namentlich selbst nicht bekannt sind, von uns ausgeschlossen gefühlt haben.

Zu diesem Zeitpunkt wollten wir zunächst auf ein Statement verzichten und versuchten die Problematik mit ihm persönlich zu klären. Da uns seit gestern auch Nachrichten von Dritten hierzu erreicht haben und die Person uns weiterhin öffentlich beschuldigt, halten wir es für nötig seine Äußerungen nicht unkommentiert stehen zu lassen.

 

Wie hat AgeSpe reagiert?

Nachdem sich der Aktivist das erste Mal an uns gewandt hat, haben wir in einem engen Kreis über seine Äußerungen gesprochen und beschlossen, bewusst auf klassistische Verhaltensweisen oder Äußerungen zu achten, da sich seine Schilderungen Klassismus zuordnen ließen. Wir haben uns vorgenommen, uns diesbezüglich weiterzubilden und ein Awareness-Team aufzubauen, das sich speziell mit kritischen Dynamiken innerhalb unserer Gruppe auseinandersetzt. Wir hatten und haben den Anspruch, uns für solche Themen zu sensibilisieren. Unsere Beschlüsse wurden an den Aktivisten herangetragen, das Awareness-Team wurde vor wenigen Wochen gegründet und die Organisation eines Workshops zum Thema Awareness ist derzeit im Gange.

Für uns ist schwer nachvollziehbar, weshalb der Aktivist trotz der Gespräche, die wir geführt haben, und unserer Bemühungen klassistische oder rassistische Verhaltensweisen in Zukunft besser zu erkennen und zu bekämpfen, es für notwendig hielt, uns öffentlich als eine Gruppe darzustellen, die ihre Aktivist*innen über Monate hinweg diskriminierenden Verhaltensweisen aussetzt und andere Menschen ausgrenzt. Verwunderlich war seine öffentliche Stellungnahme für uns auch, weil er in privaten Gesprächen bereits von handfesten rassistischen Erfahrungen in einer anderen Tierrechtsgruppe erzählt hatte, welche innerhalb dieser keine Konsequenzen von sich getragen haben und zu denen er sich nie öffentlich bekannt hat.

 

Hintergründe

Die folgenden Informationen sollen nicht den Anschein erwecken, seine Kritik oder unsere Verantwortung zur Aufarbeitung des Falls schmälern zu wollen, allerdings sind sie für die Einordnung der herablassenden Art seiner Postings sowie unserer Arbeit notwendig.

Im Zuge der Kritik, die durch den Aktivisten geäußert wurde, möchten wir erwähnen, dass er in der Vergangenheit wiederholt respektlose Äußerungen von sich gegeben hat, die auf das Körpergewicht anderer Menschen oder speziell Frauen* abzielten, woraufhin er aus der Gruppe und seinem Freundeskreis kritisiert wurde, selbst jedoch wenig Einsicht zeigte. Des Weiteren kam es wenige Minuten vor den besagten Instagram-Postings zu Meinungsverschiedenheiten mit anderen Aktivist*innen, mit denen er eng befreundet war. Hierbei hat er andere unter Druck gesetzt und eine derart herablassende Sprache verwendet, dass er im Zuge dessen von einer Aktivistin geblockt wurde.

In den darauffolgenden Storys wurde u.a. behauptet, er würde von mehreren Aktivist*innen von AgeSpe gemobbt werden. Als Beispiel hat er einen Screenshot von einem Kommentar gepostet, in dem er als Trottel tituliert wurde. Der Aktivist, der den Kommentar geschrieben haben soll, weiß davon allerdings nichts und der Kommentar ist nicht auffindbar, weshalb wir diese Behauptung als Lüge einstufen.

Seit der öffentlichen Stellungnahme der Person sind logischerweise einige Freundschaften zwischen ihm und anderen Personen bei AgeSpe zerbrochen, weshalb es aktuell für viele von uns herausfordernd ist, sich mit einem objektiven Blick den Klassismus und Rassismus-Vorwürfen in diesem Fall zuzuwenden. Wir werden dem in Zukunft mit aller Konsequenz und unabhängig von der emotionalen Belastung, wie sie derzeit auch andere Aktivist*innen von AgeSpe betrifft, nachgehen.

Wir möchten der Person, von der die Vorwürfe kommen, zeitnah oder auch zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit geben, sich in einem persönlichen Gespräch auszutauschen.

Ob seine Postings von den Chatverläufen der Wahrheit entsprechen oder ob er hier ebenfalls seine Follower getäuscht hat, ist unklar. Sofern diese Postings echt sind und jemand das Gefühl hatte bei Aktionen oder anderen Veranstaltungen ausgegrenzt zu werden, bieten wir den Personen, die ihm geschrieben haben und allen anderen Betroffenen, an mit uns persönlich über die gemachten Erfahrungen zu sprechen. Wir würden uns freuen, Rückmeldungen von euch zu erhalten, um effektiver an unseren Strukturen arbeiten zu können.

Wenn ihr uns eure Erfahrungen schildern möchtet, könnt ihr am 01.02.2020 um 15.00 Uhr zum Seminarhaus am Campus Westend kommen. Falls ihr ein Gespräch unter vier Augen vorzieht, könnt ihr euch an eine Person eures Vertrauens wenden oder uns eine E-Mail schreiben.

Ein wesentlicher Bestandteil unseres Selbstverständnisses ist unser Anspruch für alle Menschen einen sicheren Raum zu schaffen, um uns gemeinsam gegen die Tierausbeutung einzusetzen. Wir verstehen es als Aufgabe aller Menschen, die Teil von AgeSpe sind, den Raum in dem wir agieren, so zu gestalten, dass sich jede*r willkommen fühlt.

Die Kritik der Person – so kritisch wie wir die Art sehen, wie sie geäußert wurde – zeigt, dass wir trotz unserer Bemühungen niemals ausschließen können, andere Menschen zu diskriminieren. Wir alle – auch die Aktivist*innen von AgeSpe – sind Teil einer diskriminierenden Gesellschaft. Niemand von uns kann sich von solchen Mustern gänzlich lösen.